Weben & Co. Infos
Weben & Co.
Gobelin
Ursprünglich verstanden wir unter der Bezeichnung Gobelin einen handgewebten Bildteppich mit überwiegend figürlicher Darstellung. Später verstand man unter diesem
Begriff einfach der Wandteppich. Heute unterscheidet man unter echten und unechten Gobelin - ein Imitat der Bildwirkerei ist die →
Gobelinstickerei.
- Halbgobelin
Die Antependien (reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff) in Halb-Gobelin haben vom Grundgewebe her den gleichen Charakter wie GOBELIN-Bildweberei, jedoch werden die Fäden für die Symbolik beim Weben
eingelegt. Die Symbole wirken dadurch etwas einfacher.
- GOBELIN-Bildweberei
Die Antependien (reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff) in Gobelin-Bildweberei werden auf einem Hochwebstuhl hergestellt. Jeder Faden wird von Hand eingelegt und mit einem Handklopfer festgeschlagen.
Wenn für die Symbolgestaltung eine neue Farbe angesetzt werden muss, werden regelmäßige Verbindungen durch haltbares Verschlingen der Fäden geschaffen. Diese Gobelintechnik ermöglicht es, Symbole in feinen
Farbschattierungen herzustellen. Die Symbole kommen dadurch plastischer bzw. bildhafter zum Ausdruck. © fischer-kirchenbedarf.de
Gobeli Weben am Hoch-Webstuhl - Bild: © fischer-kirchenbedarf.de
Gobeli Weben am Hoch-Webstuhl - Bild: © saffronknits.typepad.com
Flechten
Die Tätigkeit flechten ist das regelmäßige Ineinanderschlingen mehrerer Stränge aus biegsamen Material. Der Unterschied zum Weben liegt darin, dass beim Flechten die Fäden nicht rechtwinklig zugeführt werden.
→
Hier gehts direkt weiter zum Thema Flechten - Knüpfen
Flechten, Knüpfen - Bild: © www.cobocards.comasia.ru
Weben
Die Weberei (franz: tissage, eng: weaving) ist eine der ältesten Techniken der Herstellung von textilen Flächengebilden, bei dem mindestens zwei Fadensysteme, die Kette (Kettfaden, Zettel) und der Schuss (Schussfaden,
der Eintrag, Einschuss), rechtwinklig verkreuzt werden. Die Verkreuzungen von Ketten- und Schussfäden, Bindungen genannt, entstehen, indem der Schuss durch die Kettfäden geschossen/gestossen wird und diese vor
dem nächsten Schuss, durch einen Litzenstab oder einen Kamm verändert werden. So wird der Schuss abwechselnd unter und über den Kettfäden gezogen.
Weben - Bild: © eifelmaus.com
Web-Stück - Bild: © vebidoo.de - Sandras Gesocks
Geschichte
Das Weben gehört, nach Holz- und Steinbearbeitung, zu den ältesten Handwerken der Menschheit und gilt bereits seit 32.000 Jahren als nachgewiesen, erheblich länger als die Töpferei.In den Grabkammern des
ägyptischen Altertums sind Gewebereste von Gewändern nachgewiesen worden. Gewichtswebstühle waren spätestens seit dem Neolithikum bekannt. Bei diesen wurden die Kettfäden mit einem Webgewicht an einem
horizontalen Balken befestigt und hängen gelassen. Einige Forscher nehmen an, dass bereits im Jungpaläolithikum gewebt wurde, wie Tonabdrücke aus dem mährischen Pavlov belegen sollen. Aus den
Feuchtbodensiedlungen der Schweiz ist eine Reihe neolithischer Textilien überliefert, die entweder aus Flachs oder aus Wolle bestehen. Daneben wurde auch Rindenbast (von Linde, Ulme und Eiche) verwendet.
Gewichtswebstühle wurden bis ins Mittelalter verwendet.
Das Webmaterial der Bronzezeit ist vor allem durch die Funde aus dänischen Baumsärgen bekannt. In Egtved findet sich unter anderem der erste bekannte Minirock der Geschichte. Gewobene Textilien und Teppiche
verhalfen den handelstreibenden Assyrern, Babyloniern und später den Phöniziern zu ihrem Reichtum. Sie konnten ihren technologischen Vorsprung in der Textilindustrie in Kleinasien, Persien und Arabien bis
ins 13. Jahrhundert hinein behaupten. Auch die Griechen kannten das Weben. Bei Homer scheinen Weben, Spinnen und die Herstellung von Kleidungsstücken die Hauptbeschäftigung der Frauen zu sein. Nach
anderen Überlieferungen konkurrierte im künstlerischen Bereich die Bildweberei ernsthaft mit der Malerei. Vasenbilder der schwarzfigurigen Zeit belegen auch hier den Gebrauch des Gewichtswebstuhls.
Aus der römischen Kaiserzeit sind Gewebe aus anderen Materialien als Wolle bekannt: ägyptisches und spanisches Leinen und chinesische Seide. Die Germanen verwendeten sowohl Woll- als auch Leinengarne.
Sie woben komplizierte Muster, wie zum Beispiel der berühmte Thorsberg-Mantel belegt.
Im frühen Mittelalter und in der romanischen Kunstperiode beherrschte die orientalische Webkunst den Weltmarkt. Sassanidische, sarazenische und byzantinische Seiden- und Wollengewebe waren mit reichen
Ornamenten verziert und gearbeitet. Aus ihnen wurden Prunkgewänder für Kaiser, Fürsten, Ritter und den Klerus hergestellt. Ebenfalls über Byzanz kam die Seide nach Europa.
Auch in Europa begann die Weberei als Industriezweig aufzublühen. In Augsburg gab es Mitte des 15. Jahrhunderts eine Weberzunft mit über 700 Mitgliedern. Vielerorts, so etwa im Mühlviertel, wurden in den
Gemeinden mit einem hohen Anteil von Webern, oftmals die Hälfte der Bevölkerung, eigene Webermärkte abgehalten. Eines der wichtigsten Zentren der traditionellen Leinenweberei in Württemberg war Laichingen.
© wikipedia.com
Weberei Begriffe (alphabethisch)
Hier werden alle Begriffe die im Zusammenhang mit dem Webstuhl oder der Webmaschine vorkommen. Natürlich ohne Gewähr auf Vollständigkeit ツ.
Bindung
Wie wird gewoben? Wie werden die Fäden gekreuzt? Eben diese Verkreuzungen von Kette und Schuß, werden Bindung genannt und können auf unterschiedlichste Weise geschehen, sie unterliegt jedoch auch gewissen Regeln.
Die wichtigsten Bindungen werden hier kurz erklärt.
Leinwandbindung (früher auch Taft- oder Tuchbindung)
Die Leinwandbindung ist die ursprünglichste und einfachste Bindungsart, die sich aus dem Flechten entwickelt hat. Der Schuss geht abwechselnd über und unter den einzelnen Kettfäden hindurch. Beide Seiten eines
in Leinwandbindung gewebten Stoffes sehen gleich aus. © wikipedia.com

Leinwandbindung - Bild: © holzkircher.de
Köperbindung
Bei der Köperbindung geht der Schuss unter einem Kettfaden hindurch, danach über (mindestens) zwei Kettfäden hinweg, wieder unter einem hindurch, und so weiter. Der nächste Schussfaden verlagert diesen Rhythmus um eins zur Seite
(in der Regel nach rechts) und eins nach oben. Es entsteht ein typisches Diagonalmuster, welches man Köpergrat oder Diagonalgrat nennt. Die beiden Seiten eines in Köperbindung gewebten Stoffes sehen unterschiedlich
aus. Die Seite, auf der mehr Kettfäden zu sehen sind, nennt man Kettköper, die andere entsprechend Schussköper.
Diese Stoffe haben eine Vorder- und Rückseite, nämlich immer umgekehrt als auf der Gegenseite. Läuft der Schußfaden dagegen zwei über, zwei unter den Kettfäden, handelt es sich um einen gleichseitigen Köper,
auch Doppelköper genannt. © wikipedia.com

Köperbindung - Bild: © holzkircher.de
Atlasbindung (auch Satinbindung)
Bei der dritten Grundbindung, der Atlasbindung (auch als Satinbindung bezeichnet), führt der Schuss unter einem Kettfaden hindurch, danach über mehr als zwei Kettfäden hinweg, und so weiter. Der nächste
Schussfaden verlagert dies um mindestens zwei Kettfäden (i. d. R. nach rechts) und auch nach oben (in der Regel um eins). Auf diese Weise entsteht ein Gewebe, auf dem auf der Oberseite die parallelen
Schussfäden bei weitem überwiegen, was dem Stoff einen vom Lichteinfall abhängigen Glanz verleiht. Der Stoff ist zweiseitig, auf der Rückseite überwiegen entsprechend die Kettfäden (man unterscheidet
daher wie bei der Köperbindung zwischen Kettatlas und Schussatlas). Vom Atlas gibt es nicht viele Abwandlungen, da sich die Bindungspunkte nicht berühren dürfen. Zwei dieser Varianten sind der
Streifen- und der Buntsatin. Ein Wechsel zwischen Schuss- und Kettatlas ermöglicht eine Musterung des Stoffes (siehe Damast). Das wohl bekannteste Atlasgewebe ist der Satin, weshalb man auch von
Satinbindung spricht. © wikipedia.com

Atlasbindung - Bild: © holzkircher.de
Doppelgewebe
Das Doppelgewebe bezeichnet gewobenen Stoffe, welcher vom Erscheinungsbild der Vorder- und Rückseite unterschiedlich sind. Ein Doppelgewebe ist ein sehr aufwändiger Stoff aus zwei getrennten Gewebelagen,
die jedoch miteinander verbunden sind und in einem einzigen Arbeitsgang am Webstuhl produziert werden. Doppelgewebe können auf beiden Seiten unterschiedliche Farben, Materialien und Musterungen haben.
Die ersten 3 Bindungen sind die Grundbindungen, es gibt natürlich noch weitere Webe-Techniken / Bindungen z.B.
- Damast Bindung
- Zusatzkette (in Indonesien)
- Schlitzweberei
- Gewebe mit Kettfädenoberflächen
- Gewebe mit Schussfädenoberflächen
Fach
Zur richtigen Verbindung der Ketten und Schussfäden müssen die Kettenfädengruppe je nach der Bindung gehoben oder gesenkt werden. Dieses Teilung der Kette nennt man das Fach. Die Fachbildung erfolgt bei der
sogenannten Aufhängung der Schäfte mittels Heben.
Oberfach (Obergeleses) heisst in der Weberei die Gesamtheit der Kettfäden, welche am Webstuhl durch die Schäfte oder die Tritte nach oben gezogen werden: die nach unten gezogen Faden heissten Unterfach.
Flor
Oberste Schicht eines Teppichs, die aus kurzen oder längeren, senkrecht aus der Kette ragenden Wollfäden besteht. Sie machen Oberlächen und Muster des Teppichs aus. Es lohnt sich, deinen Nomadenteppich im Raum zu
drehen. Je nachdem, von welcher Seite das Licht auf den Flor fällt, wirkt ein Teppich völlig anders.
Gatterkamm (Webkamm) Loch-Schlitz-Kamm
Der Gatterkamm hat Löcher und Schlitze, durch welche die Kettfäden gezogen werden. Durch das Heben bzw. Senken des Webkamm verstellt sich die Anordnung der Kettfäden - es entsteht ein Webraum (das Webfach),
jetzt kann der Schuss einfach durchgestossen werden. Dies ist die komplexere Version des Wende-Webkam bei einem Schulwebrahmen.
Gatter-, Wekamm - Bild: © fiber2yarn.com
Gatter-, Wekamm - Bild: © faserfieber.ch
Greifer oder Projektil
Bei den automatischen Webstühlen gibt es kein Schiffchen mehr, sondern entweder ein Greifer oder ein Projektil. Beim Webstuhl mit dem Greifer gibt es an jeder Seite ein Greifer, diese werden jetzt durch
das Fach in die Mitte gestossen und da übergeben sie den Faden dem entgegenkommenden Greifer. Also flitzt der Greifer jeweils nur in die Mitte.
Der Greifer kommt von beiden Seiten und übergibt in der Mitte den Schussfaden dem anderen Greifer - Bild: © asia.ru
Beim Projektil (Geschoss) schiesst das Garn immer von links nach rechts durch das Fach und zieht den Schussfaden nach sich. Es gibt keine Rückbewegung des Fadens und deshalb auch keine Webkante mehr,
wie man sie von der Schiffchentechnik kennt.
Das Projektil zieht den Schussfaden hinter sich her - Bild: © jw-jw.com
Kettfaden (Zettel)
Kettfaden (Bild - 1) sind die längs laufenden Spann-Fäden (Längsfäden), welche senkrecht verlaufen. Die Kettfäden werden auch Zettel genannt.
Bild: widipedia.com
1) Kettfaden
2) Schussfaden
Kreuzschienen / Fadenkreuz
Die Kreuzschienen sind entweder runde oder flache Stangen, sie halten das Fadenkreuz und dadurch die Kettfäden in Ordnung. Sie erleichtern das Aufsuchen gerissener Fäden. Sie werden mit einer Schnur an den
Streichbaum gebunden, um ihr Weiterwandern mit der Kette zu verhindertn. Man stellt sie aus weichem, astfreiem Holz her.
Kreuzschienen - Bild: © spinnwebe.info
Litzenstäbe - Schäfte
Früher musste der Schussfaden um die Kettfäden einzeln gewoben/gelegt werden (Gobelin), später hat man den Wendekamm entdeckt und dann folgte der Gatterkamm. Wenn man jetzt mit mehreren Fächer arbeiten will, kommt
man an den Litzen nicht vorbei.
Die Litze (auch Helfe genannt) ist ein Senk/Hebe-Element für jene Kettfäden, mit denen ein Fach gebildet wird. Die Litzen haben in ihrer Mitte ein Öhr, das so
genannte Litzenauge (Fadenauge, Maillon), durch welches immer nur ein Kettfaden läuft. Die Litzen die nach oben und unten Schlaufen haben, werden wiederum auf die Schaftleisten aufgereiht. Man webt mindestens
mit zwei Schäften. Beim Weben werden die Schäfte mit den gespannten Litzen gehoben oder gesenkt, damit die Schussfäden zwischen den Kettfäden hindurchgehen können. Direkt vor den Litzen ist der Rechen/Riet/Webblatt,
welcher die Kettfäden im gleichen Abstand hält.
Die Einführung der Litzenstäbe, die einen Teil der Kettfäden nach oben bzw. unten bewegen können und später über Umlenkrollen auch per Fuß bedient werden konnten, war eine erhebliche Verbesserung.
Nun hatte der Weber beide Hände frei und konnte schneller arbeiten. Auch komplexere Muster waren nun möglich.
Litzen Fäden / Schüre - Bild: © werkstufe.rafaelschule.ch
Litzenstäbe - Bild: © faserfieber.ch
Die zwei Querholzer (A) sind die Schäfte, sie bilden den Rahmen für die hängenden Schnüre, welche Litzen (B) heissen
Bild: © imelda-arnold.ch
Rechen / Webblatt / Riet
Um die Kettfäden in Längsrichtung parallel und im richtigen Abstand voneinander zu halten, laufen sie nach der Litzen noch durch das Blatt (Rechen oder Riet), eine Art Kamm, der oben und unten geschlossen ist.
Es gibt Riet mit unterschiedlicher Zahnbreite. Ein Webblatt 8/10 heisst, dass man 8 Schlitze auf einen cm hat, oder 14/10, eben 14 Schlitze auf einen cm.
Mit dem Rechen / Riet wird nach jedem Querfaden (Schussfaden) der neu gewobene Faden angedrückt oder 'runter-gekämmt', damit das Webstück schön gleichmässig satt gewoben ist.
Riet / Rechen / Webblatt - Bild: © strick17.blogspot.ch
Rechen / Webblatt - Bild: © faserfieber.ch
Schär-, Scherkamm (Reedkamm)
Der Schär-, / Reedkamm wird zum Bäumen oder Schären (aufziehen bzw. bereitmachen) der Kette auf den Webstuhl gebraucht. Die Kette wird aufgebäumt und die Fäden auf dem Kettbaum mit dem Reedekamm in den richtigen
Abstand gebracht.
Reede-, Schärkamm - Bild: © lnwdesign.blogspot.ch
Schärbaum und Schärrahmen
Unter Schären versteht man das Abwickeln von Garn, um das Kettgarn abzumessen und um einen Kettzopf herzustellen. Dieses macht man mit dem Schärrahmen oder für längere Ketten mit dem Schärbaum. Beim Schärrahmen
spannt man die Fäden um die Stifte am Rahmenrand und beim Schärbaum, dass sich um die eigene Achse dreht, sind oben und unten jeweils 3-5 Stifte angebraucht, sodass man gut ein Fadenkeuz legen kann. An einem
90x90 Schärrahmen können zum Beispiel Kettfäden bis zu 14m Länge verwendet werden.
Schärbaum - Bild: © swedenform.com
Schärbaum - Bild: © toika.com
Schiffchen
Der Schussfaden wird auf ein Schiffchen aufgewickelt, so dass der Faden nicht einzeln durch die Kettfaden gewoben werden muss. Das Schiffchen 'gleitet' sehr einfach durch die Kettfäden und muss dann nur noch mit
einem z.b. Kamm angeschlagen bzw. angeschoben werden. Es hat seinen Namen von der Ähnlichkeit mit einem kleinen, flachen Schiff, in dessen Innerem die Spule für den Schussfaden befestigt ist.
Andererseits erleichtert die äußere Form des Schiffchens sein Hin- und Herschieben durch das Webfach zwischen den Kettfäden.
Später werden für die Webmaschinen die Schiffchen in Schütze umgetauft.
einfaches Schiffchen - Bild: © faserfieber.ch
Schiffchen mit Spule - Bild: © handweberei-cejp.de
Schussfaden (Eintrag)
Der Schussfaden wird seitlich durch den gespannten Kettfaden geschoben.
Bild: widipedia.com
1) Kettfaden
2) Schussfaden
Schütze
Bei einer Webmaschine (im Gegensatz zum Webstuhl) heisst das Schiffchen Schütze. Er enthält den langen Schussfaden. Der Schütze wird von der Mechanik der Webmaschine durch das Fach geschossen. Wenn der Schütze
das Fach verlässt, wird das Fach neu gebildet und der Schütze in die entgegengesetzte Richtung zurückgeschossen. So entsteht das Gewebe.
Bei einem Handwebstuhl spricht man von einem Weberschiffchen.
Webschütze - Bild: © josef.mikule.sweb.cz
Tritte und Schemel
Die Schäfte in welchen die Litzen gespannt sind werden zum Schluss mit den jeweiligen Querhölzern (Schemel) und Tritten verbunden. Durch dessen Betätigung werden die Fäden angehoben oder gesenkt. Es werde jeweils
nur die hebenden Schäfte angebunden. Die Querschemel sind dafür zuständig, daß die anderen Schäfte unten gehalten werden.
Tritte: Verschnürung der Tritte und Schemel mit den Schäften
Bild: fridahassler.de
Wende Webkamm
Bei den einfachen Webrähmen, zum Beispiel Schulrahmen, hat es eine vereinfachte Form der Litzen oder des Gatterkamms und das ist der Wende-Webkamm. Der Wende-Webkamm wird vor- bzw. zurückgedreht und so verschiebt
sich das Fach (Zwischenraum zwischen den Kettfäden) und das Schiffchen kann so einfach durch gestossen werden.
Wende-Webkamm - Bild: © spielzeug.de
Web Techniken
Jahrtausendelang wurden weltweit Varianten des einfachen Webstuhls mit vertikaler Kette (Hochwebstuhl) verwendet. Erst durch die Erfindung des Webstuhls mit horizontaler Kette (Flachwebstuhl) im hohen
Mittelalter fand eine Veränderung der Produktionstechnik statt. Einer der Vorläufer des mechanischen Webstuhls war die um 1600 entwickelte, in der Bandweberei gebräuchliche sogenannte Bandmühle.
Durch sie war es möglich, zwanzig oder mehr Bänder gleichzeitig auf einem Webstuhl zu weben.
Erst im 18. Jahrhundert wurde der Webstuhl wesentlich weiterentwickelt. So wurde zu dieser Zeit von John Kay der so genannte Schnellschütze zur automatischen Bewegung des Schützen erfunden. Der erste
mechanische Webstuhl wurde 1784 vom Geistlichen Edmond Cartwright erbaut. Eine weitere revolutionäre Neuerung wurde durch den Lyoner Seidenweber J.M. Jacquard eingeführt. Bei seinem 1805 erbauten Webstuhl
können die Kettfäden mit Hilfe von Lochkarten gezielt einzeln gehoben und gesenkt werden, wodurch es möglich wurde, großflächig gemusterte Stoffe zu weben. Hierdurch wurde eine unbegrenzte Musterungsvielfalt
gegenüber der begrenzten Bindungsmuster in der Schaftweberei möglich.
Die mechanischen Webstühle wurden über Transmissionen durch Dampfmaschinen und mitunter auch durch Wasserräder angetrieben. Der erste elektrische Antrieb für einen mechanischen Webstuhl wurde 1879 von W.
von Siemens auf der Berliner Gewerbeausstellung vorgestellt.
© wikipedia.com
Zeitliche Reihenfolge
Manuelles Weben
Webstühle
Webmaschinen
Alphabetisch Reihenfolge
Brettchen / Plättchen Weben
Das Brettchenweben, auch Plättchenweben ist eine sehr alte Webtechnik zur Herstellung textiler Bänder, Gürtel oder Gurte. Die Kettfaden werden in die Brettchen, mit mehreren Löchern, gefädelt.
Die Brettchen sind aus Holz oder Karton, in früheren Zeiten auch aus Horn oder Pergament. Die Bildung des Webfaches erfolgt durch seitliches Verdrehen der Webbrettchen, so ergeben sich durch die
verschiedenen Stellungen der Kettfäden interessante Muster.
Die frühesten Textilen, die unwiderlegbar mit Brettchen gewebt wurden, fand man in einem Grab in El Cigarellejo in Spanien. Sie stammen aus der Zeit um 375 v.Chr. Gewebt wurde meist mit roher ungefärbter
Wolle. Sehr schnell wurde es dann zum hochentwickelten Handwerk. In die Brettchenborte wurden Gold- und Silberfäden eingearbeitet. Komplizierte Muster und Borten aus reiner Seide fanden Anwendung
auf der höfischen Kleidung. In Russland, China, Indien, Japan sowie den Arabischen Ländern hat sich die Handwerkstechnik des Brettchenwebens ungebrochen bis in die Gegenwart erhalten. Auch in Finnland,
Norwegen und Island ist sie als echte Volkskunst zu finden. © wikipedia.com
Brettchenweben - Bild: © landschaftsmuseum.de
Brettchenweben - Bild: © flinkhand-shop.de
Gewichtsweben
Der Gewichtswebstuhl ist einer der ältesten Hochwebstühle, an denen die Kettfäden (Zettel) senkrecht herunterhängen und an ihrem Ende mit Webgewichten beschwert sind, um die zum Weben nötige Spannung zu erhalten.
Der Schuss (Eintrag) wird durchgewoben und auch nach oben angeschlagen. Weil sich die meist tönernen Webgewichte im Boden erhalten haben, ist er die älteste archäologisch nachgewiesene Form des Webstuhls.
Diese Technik wurden bis ins Mittelalter verwendet.
Ein nachgebauter Webstuhl aus der Steinzeit - Bild: http://www.doerfles-online.de
Jacquard (Loch) Webmaschine
Entscheidend für eine deutliche Leistungserhöhung bei der Herstellung von gemusterten Geweben und der Einsparung von Arbeitskräften war die Erfindung einer Fachbildevorrichtung durch Joseph-Marie Jacquard,
die nach ihm Jacquardmaschine benannt wurde. Dabei lehnte sich Jacquard an eine von Vaucanson entwickelte Mustertechnik an, aber erreichte durch Verändern und Bereichern der Technik eine unanfechtbare
Originalität. Nach seiner Rückkehr nach Lyon im Jahr 1804 arbeitete Jacquard an seiner neuen Fachbildungstechnik und machte 1805 seine Haupterfindung, die Jacquardmaschine. Diese Jacquardmaschine erreichte
letztendlich 1808 seine Vollkommenheit und fand damit rasche Verbreitung, so dass bereits 1812 in Frankreich 18 000 Webstühle mit dieser ausgestattet waren. Damit konnten die Kettfäden in der Webmaschine
von der oberhalb aufgebauten Jacquard-Maschine dem Muster entsprechend beliebig ausgehoben werden.
Diese Lochkartenwebstühle waren nicht nur einer der wichtigsten Beiträge zur Industrialisierung, sondern auch der Grundstein zur Entwicklung der Steuerungstechnik bis hin zum modernen Computer. Gewünschte Muster
im Gewebe wurden auf einer Lochkarte gespeichert und mechanisch abgetastet. Heute erfolgt die Steuerung der Jaquardmaschinen natürlich vollelektronisch. © wikipedia.com
Lochkarten Webmaschine (Jacquard) - Bild: © wikipedia.com
Lochkarten Webmaschine (Jacquard) - Bild: © SRF - Schweiz Aktuell 2009
Loom Maxi
Loom heisst eigentlich Webstuhl auf Englisch. Diese Holz Loom Geräte haben aber eigentlich nur weit entfernt etwas mit einem Webstuhl gemeinsam. Am nächsten kommen sie dem
Stäbchen Weben, denn auch hier werden anstelle der Kettfäden diverse Holzstifte verwendet und der Schussfaden wird dann um die Stifte herum gewickelt bzw. gewoben.
Aber anschliessend wird das gewobene Loom Werk noch mit einer Wollnadel oder Häkelnadel nachbearbeitet und hier haben die Looms wieder viel mit dem Netzgabeln Häkeln
gemeinsam. Die Loom Maxi's kann man nur schwer einer Handwerkgruppe zuordnen.

Loom Maxi Beispiel - Bild: naehatelier-thusis.ch (bietet auch Kurse an)
Die zwei Holz Loom Maxi Geräte aus dem Hause Prym, sind aus einer Kooperation mit der italienischen Künstlerin Maria Gio (*1958) entstanden. Sie entwarf vor Jahren diverse Schals,
Poncho, Taschen usw. und 2014 wurden ihre Ideen vom Haus Prym übernommen.
Die Technik ist eigentlich nicht schwer, hier zwei Links, damit man sich ein besseres Bild machen kann.
Hier die Holz Loom Maxi (Prym) Geräte:
- Loom Maxi Quadratisch
- Loom Maxi Rechteckig
Diverse Loom Geräte - Bild: prym.de
Hier noch eine weitere Loom Variante. Will man mehr wissen, einfach draufklicken.
- Flower Loom / Blumen 'flechten-knüpfen-weben'

- Flower Loom Artikel Nr. 624.156 von Prym - Bild: Prym.de
Luft Weben (Düsenweben)
Üblich ist das so genannte Luftweben (der Faden wird durch Druckluft bewegt). Beim Luftweben wird der Schussfaden im Unterschied zu bisher üblichen Verfahren nicht mechanisch, sondern aerodynamisch geführt.
Dazu sind über die Breite der Webmaschine mehrere Düsen angebracht. Diese dienen zur Erzeugung einer Luftströmung, die den Schussfaden über die ganze Breite von einer zur anderen Seite schießt.
Die eigentliche Beschleunigung des zunächst ruhenden Fadens geschieht dabei über eine Hauptdüse, die für den Einschuss des Schussfadens sorgt. Die durch diese Düse erzeugten hohen Luftgeschwindigkeiten werden im Freistrahl
abgebaut, so dass aufgrund der Reibung und der Gravitation der Schussfaden nach unten fallen würde. Diesen Effekt verhindern weitere Düsen, die durch erneute Beschleunigung der Luftströmung für den
Weitertransport des Fadens sorgen. © itwm.fraunhofer.de
Düsen-, Luftweben - Bild: © cobocards.com
Motivwebrahmen
Das ist eigentlich nur der Rahmen, ohne Kamm, oft auch ohne Schiffchen, da hier das Motiv Weben im Vordergrund steht. Bei der Motiv Webtechnik wird oft mit der Webnadel direkt
gewoben. Um das Prinzip des Webens zu lernen und verstehen ist dieser Webrahmen ideal. Der Perlen Webrahmen gehört auch zu den Motiv Webrahmen, da auch dort nur der Rahmen
gebraucht wird.
Motiv Webrahmen - Bild: © hans-natur.de
Perlen Webrahmen
Der Perlen Webrahmen ist ein Motiv Webrahmen, nur viel schmaler. Das Prinzip ist hier etwas anders. Man nimmt die gewünschte Anzahl Rocaille Perlen, wie Lücken (Zwischen den Kettfäden) vorhanden sind, auf eine
Nadel. Jetzt muss man einfach mit dem Schussfaden beim Rand Kettfaden von der anderen Seiten (unten oder oben) wieder durch die Perlen zurück gehen. Man muss beachten, dass die Perlenlöcher so gross sind, dass
man 2x mit dem Garn bzw. Faden durchkommt!
Perlen Webrahmen - Bild: © hans-natur.de
Perlen Weben - Bild: © handarbeitswelt.de
- Bild A - Die Perlen, gleichviel wie Zwischenräume, mit dem Schussfaden auffädeln und unten den Kettfäden durchziehen. Den Faden nachziehen und die Perlen in die Lücken oben drücken, so
daß in jedem Zwischenraum eine Perle ist.
- Bild B - Der Schussfaden über den Rand oberhalb den Kettfäden durch jede Perle retour fädeln
- Bild C - So geht es weiter - immer zuerst unten den Kettfäden durch und dann oberhalb den Kettfäden zurück - und jedesmal durch die Perlenlöcher
Projektil-Webmaschine
Heute trägt eine moderne Hochleistungs-Projektilmaschine etwa 1.100 Meter Schussfaden in der Minute ein. Das Besondere an dieser Technik ist, dass das Garn immer von links nach rechts in einer Länge eingetragen
wird. Es gibt keine Rückbewegung des Fadens und deshalb auch keine Webkante mehr, wie man sie von der Schiffchentechnik kennt. Dieses Projektilweben (das Projektil wird über einen mechanischen Schlag
beschleunigt) ist die älteste automatische Webtechnik. © globalmagazin.com
Projektilweben - Bild: © cobocards.com
Power Loom (dampfkraftbetriebene Webmaschine nach Carwright)
Der Power Loom und in der deutschen Übersetzung Kraftstuhl war die Bezeichnung für die 1784 von Edmond Cartwright erfundene Webmaschine mit einem Antrieb durch eine Kraftmaschine. Der Power Loom war die erste
dampfkraftbetriebene Webmaschine und die erste automatische Webmaschine für breite Gewebe überhaupt. Es handelte sich um eine Schützenwebmaschine: Das Weberschiffchen wurde an seinen Enden verstärkt und
hieß fortan Schütze. Das Prinzip war jedoch das gleiche wie bei den Handwebstühlen, es handelte sich vielmehr um eine Weiterentwicklung des Schnellschützen-Webstuhls, den John Kay 1733 erfunden hatte.
Das Heben und Senken der Kettfäden zum Öffnen eines Faches, die Bewegung des Schützen und das Anschlagen des Schussfadens mit dem Webblatt erfolgte neu über Exzenter und Nocken. Während beim Handwebstuhl das
Webblatt an einem Bügel – Lade genannt – hing, erfolgte der Antrieb des Blattes, der Schäfte und des Schützen der Power Loom zentral von unten.
Nachdem die Spinnerei bereits weitgehend automatisiert war, musste auch das Weben automatisiert werden. Dem Power Loom war jedoch keine so schnelle Verbreitung beschieden wie der Spinning Jenny oder
der Spinning Mule. Die Gesellschaft und namentlich der webende Teil davon fürchtete zu Recht, dass die Automatisierung der Königsdisziplin in der Textilherstellung ihre Arbeitsplätze überflüssig
machen würde. Die ersten industriellen Webereien fielen dann auch dem Maschinensturm zum Opfer, John Kay wurde fast ermordet. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jh. setzten sich die Webmaschinen durch,
nachdem ihre Produktivität gegenüber der ersten Power Loom vervielfacht wurde und die Prozesse in der Webereivorbereitung auch rationalisiert wurden.
Power Loom war bis vor einigen Jahrzehnten in der englischen Sprache ein Synonym für Webmaschine. Heute wird es nur noch in Asien vereinzelt so verwendet, im Westen spricht man jetzt bei Webmaschinen
von weaving machine oder loom. © wikipedia.com
Schulwebrahmen
Der Webrahmen, welcher wir hauptsächlich aus der Schulzeit kennen, ist die einfachste Art mit einem holzigen Webrahmen zu weben. Mittels einem Wende-Webkamm (vereinfachte Art des Webkamm) können die Kettfäden gehoben
und gesenkt werden, sodass das Schiffchen (Schussfaden) durch das entstehende Fach hin- bzw. hergeschoben werden.
Schulwebrahmen - Bild: © spielzeug.de
Rundwebrahmen
Auch gibt es noch spezielle Rundweberahmen aus Holz oder Plastik, ihr Durchmesser ist um die 17-25cm. Man kann natürlich auch mit einem Kartonteller sich selber
eine Rundwebrahmen basteln.
Rundwebrahmen - Bild: © pro-spiel.ch
Rundwebrahmen - Bild: © klass-gessmann.de
Stäbchen Weben
Früher wurde auf dem Stäbchen Webstuhl eine Reihe Stäbchen in die vorgegebenen Löcher gesteckt. Heute wird ein Holzstück mit Klammern auf einem Tisch befestigt und auf diesem werden die Holzstäbchen in die
vorgegebenen Vertiefungen gesteckt, mit den Fäden nach unten. Jedes Stäbchen hat wie eine Nähnadel ein Loch auf einer Seite.
Wie wird jetzt aber gewoben? Die Kettfäden werden in die Löcher eingefädelt und anschliessend werden die Stäbchen auf dem Webstuhl oder der Grundleiste in die vorhandenen Vertiefungenen gesteckt.
Jetzt wird der Schussfaden (Querfaden) abwechselnd vor und hinter jedes Holzstäbchen geschlungen, das eigentliche Weben. Der Vorgang wiederholt sich immer wieder - hin und her - bis eine Höhe von
2/3 des Holzstäbchens erreicht wurde.
Das erste Holzstäbchen wird zur Fixierung stecken gelassen und alle anderen Holzstäbchen werden aus der Vertiefung genommen. Zum Schluss werden die Randstäbchen rausgezogen und das ganze Webstück nach unten
geschoben. Die Holzstifte werden nun wieder in die Vertiefungen der Grundleiste gesteckt und man kann mit dem Webvorgang fortfahren. Nachdem die gewünschte Länge des Teppichs erreicht ist,
werden die End Fäden abgeschnitten und verknüpft.
Da die Hölzchen im Gegensatz zum Kettfaden viel dicker sind, sollte man auch dickeren Schussfaden verwenden. Diese eher 'dickeren' Webstücke eignen sich hervorragend für die Fertigung von kleinen Teppichen und
Sitzauflagen.
Stäbchen Weben - Bild: © flinkhand-shop.de
Stäbchen Webstuhl - Bild: © www.vidforull.de
→ Stäbchen Weben Video (Youtube) © Rafarta am Mittelaltermarkt Baumburg, Bayern, Deutschland - Juli 2013
Webnadeln oder Stick Weben (weaving sticks)
Bei uns versteht man unter Webnadeln, eine einzelne Nadel, welche für Motiv Webbilder verwendet wird.
Webnadel (europäisch) von Prym - Bild: © amazon.de
In Amerika versteht man darunter eine veränderte Variante vom Stäbchen Weben für unterwegs. Die Holzstäbchen (Sticks) haben auch unten ein Loch, damit der Kettfaden durchgezogen werden kann. Jetzt nimmt
man zum Beispiel 6 Web Sticks in die Hände und fängt eingentlich 'in der Luft' an, denn Schussfaden um die Sticks zu weben. Ist das Werkstück fertig, werden die Sticks einfach oben aus dem Gewobenen gezogen wie
beim Stäbchen Weben.
Weaving Sticks - Bild: © clover-usa.com
Weaving Sticks - Bild: © craftcritique.com
Webmaschine
1733 erfand John Kay den so genannten Schnellschützen („fliegendes Weberschiffchen“), was die Geschwindigkeit des Webens verdoppelte. Das Schiffchen musste nun zum Schuss nicht mehr in die Hand genommen werden
und hieß fortan Schütze. Jedoch wurde das Garn des Schussfadens bis weit ins 18. Jahrhundert manuell gesponnen (jedem Weber mussten 4-10 Spinnerinnen zuliefern). Mit der Entwicklung der englischen
Spinnmaschine 1764 konnte allmählich feineres Garn erzeugt werden, womit auch die Weberschiffchen kleiner und die produzierten Gewebe feiner werden konnten.
Um 1800 entstand mit der Power Loom eine erste Webmaschine, die das waagerecht zwischen der Kette hin und her gleitende Weberschiffchen durch den maschinellen „Schnellschützen“ ersetzte. Um 1810 folgte
die automatische Steuerung des Textilmusters mittels Lochkarten. Gegenüber diesen Maschinen konnte sich das Handwerk mit der manuellen Bedienung von Webstuhl und Schiffchen nur mehr bis etwa 1880 behaupten.
Während der Schütze beim Durchfahren durch das Fach bei Breitwebstühlen seine Richtung nur durch die Fäden behält, ist bei einem Bandwebstuhl der Schütze breiter als das Band und wird jeweils rechts oder links
des Bandes gehalten und durch ein in der Führung drehendes Zahnrad weiterbewegt. Bei modernen Webmaschinen werden auch Projektile (die keine Garnspule mehr tragen, sondern den Schuss hinter sich herziehen) und
Greifer anstelle des Schiffchens eingesetzt. Es werden auch Luft oder Flüssigkeiten durch die Kettfäden geblasen und nehmen dabei den Schussfaden mit.
Gerade bei schmalen Geweben werden heute noch Schützen eingesetzt, da der Schuss nicht auf jeder Seite des Gewebes abgeschnitten werden muss. Es entstehen zwei gleiche schöne Webkanten. Bei einfachen und
billigeren Bandgeweben werden aber auch da vermehrt Greifer eingesetzt, wobei der abgeschnittene Schussfaden an der einen Kante über eine Zungennadel verhäkelt und über wenige Millimeter ins offene Fach
zurückgeführt wird, um ihn zu fixieren. © wikipedia.com
Skizze einer Webmaschine - Bild: © cobocards.comasia.ru
Webstuhl
Die Nutzung eines Webstuhls zum Weben reicht in Mitteleuropa bis in die Jungsteinzeit (5500 bis 2200 v. Chr.) zurück. Die Funde der Schweizer Pfahlbauten (ca. 5. bis 1. Jahrtausend v. Chr.) beweisen,
dass sich der Entwicktungsprozess vom Flechten zum Weben dort bereits in früher neolithischer Zeit vollzogen hatte.
Ein Webstuhl, seit der Industrialisierung als Webmaschine bezeichnet, ist eine technische Vorrichtung zur Herstellung von Geweben.
Teppich
Ein Teppich (über das Romanische wie volkslateinisch tapetum/tapeta und altgr. τάπης tápēs verwandt mit persisch täftan, ‚spinnen‘[1]) ist ein textiles Flächengebilde von begrenzter Abmessung,
das geknüpft, gewebt, gewirkt oder getuftet sein kann und meist gemustert ist. Während in Europa heute unter Teppichen ausschließlich textile Bodenbeläge verstanden werden, bezeichnet der Begriff
im Nahen Osten (Orient) bis heute alle Arten von flachen Textilien, die zum Bedecken von Wänden (die späteren Tapeten), Tischen und Fußböden dienen. Nach dem Format unterscheidet man Vorleger,
Brücken und Läufer, im 20. Jahrhundert entstand zusätzlich der Teppichboden und die Teppichfliese.
Die Kunst- und Kulturwissenschaften unterscheiden Orientteppiche von Teppichen europäischer Produktion.
Arten
Der gewebte Teppich ist ein abendländisches Produkt. Die in Europa seit dem 19. Jahrhundert hergestellten Teppiche sind meist maschinengewebt (Ausnahmen: handgeknüpfte „deutsche Smyrnateppiche“
und mechanisch geknüpfte „mechanische Smyrnateppiche“). Je nach Beschaffenheit der gewebten Teppiche unterscheidet man glatte, Noppen- und Schlingenteppiche (aufgeschnittene bzw. geschlossene
Schlingen an der Oberfläche) sowie Samt-, Plüsch-, Velours- und Florteppiche. Glatte Teppiche sind z. B. der Haargarn-, Jute- und Kokosfaserteppich, ein Schlingenteppich ist der Brüsseler
Teppich (auch Haarbrüssel- oder Boucléteppich mit grobem Haargarnflor), ein Florteppich ist der Tournay-Teppich.
Flokati
Handgefertigter Hirtenteppich aus Griechenland mit langem Flor. Meistens aus ungefärbter Schafwolle. Der Flokatiteppich ist ein traditioneller Einrichtungsgegenstand aus dem Pindos-Gebirge in
Griechenland. In den 1970er Jahren hatte der Teppich eine modische Beliebtheit über Griechenland hinaus, ebenso später als Gegenstand von Retrowellen.
Traditionell wurden Flokatiteppiche aus naturfarbener Wolle hergestellt, durch Einfärbung der Wolle vor dem Weben werden aber zunehmend auch farbige Flokatis produziert.
© wikipedia.com
Flokati Teppich © amazon.de
Gabbeh
Ein Gabbeh ist ein traditioneller handgeknüpfter Perserteppich der Kashkai-Nomaden aus der Provinz Fars in südlichen Iran. Traditionelle Gabbeh Teppiche werden aus einhundert Prozent Lammwolle
geknüpft, es gibt aber auch Varianten mit Schafs- und Ziegenwolle und sie werden mit rein natürlichen Farbstoffen gefärbt. Charakteristisch für ihn ist die Verwendung eines abstrakten Designs,
meist großer Farbflächen und ein spielerischer Umgang mit geometrischen Figuren, mit einer meist ausdrucksvolle, leuchtende Farbwahl. Die Knüpffäden werden aus zwei kräftigen Fäden zusammengedreht
und sowohl mit dem persischen Senneh-Knoten als dem türkischen (Ghiordes)-Knoten verarbeitet. Die Gabbeh Teppiche zeichnen sich durch ihre Knüpfdichte aus (zwischen 70‘000 und 140‘000
Knoten pro Quadratmeter), so entsteht insgesamt ein recht grob geknüpfter, weicher Teppich mit einem hohen Gebrauchswert.
Seit den 1980er Jahren nahm im Westen das Interesse an dieser Art Teppich enorm zu und entwickelte sich in den 1990ern zu einem regelrechten Boom. Weitere Produktionsländer sind inzwischen
Indien, Afghanistan, China und die Türkei.
© wikipedia.com & akorug.ch
Gabbeh Teppich © orientbazar.eu
Kelim
Der Kelim Teppich ist ein flach gewebter Teppich ohne Flor, der Klassiker unter den Perserteppichen. Es handelt sich um einen gewebten Teppich oder Wandbehang, dessen Besonderheit darin besteht,
dass der Schussfaden auf beiden Seiten des Kelims das Muster bildet. Der Kelim Teppich wird aus einhundert Prozent reiner Naturwolle geknüpft und mit reinen Naturfarben gefärbt. Er wird von
Nomadenstämmen seit jeher mit einem Kett- und einem Schlussfaden auf unterschiedliche Weise hergestellt, wodurch er seine typischen Muster erhält. Diese Art der Herstellung ist insbesondere im Kaukasusgebiet,
Iran, Kleinasien und auf dem Balkan beheimatet.
© wikipedia.com & akorug.ch
Gabbeh Teppich © pamono.ch
Perser
Ein Persischer Teppich ist ein schweres Gewebe, der in Iran, Afghanistan und den umgebenden Gebieten des ehemaligen Perserreichs gewoben wird. Als Perserteppich ist er umgangssprachlich im
deutschen Sprachraum bekannt. Innerhalb der Gruppe der Orientteppiche hebt sich der persische Teppich durch besondere Vielfalt und künstlerische Qualität seiner Farben und Muster heraus.
2010 wurde die „traditionelle Kunst des Teppichknüpfens“ in Fars und Kaschan in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Wertvolle Perserteppiche werden aus Naturmaterialien gefertigt. Dies können je nach Region der Herstellung verschiedene sein. Zumeist finden Baumwolle, Wolle und Seide Anwendung.
Nomaden etwa verwenden zumeist die Wolle ihrer selbstgezüchteten Schafe. Während bei Sarab-Teppichen auch besondere Werkstoffe wie Kamelhaar Anwendung finden, um im Fond – Hintergrund oder
Hauptfeld des Teppichs – eine kamelhaarfarbene Fläche zu schaffen. Typischerweise bestehen bei einem echten Perserteppich Kette/Schuss aus Baumwolle und der Flor aus Schafwolle. Diese Kombination
aus reissfestem Fundament und hochelastischer Trittfläche ermöglicht die fantastische Lebensdauer. Gelegentlich wird in einzelne Bereiche des Flors kunstvoll Seide eingearbeitet, um das Muster
zu akzentuieren. Seidenteppiche bestehen zumeist komplett aus Seide. Selten können Kette/Schuss aus Baumwolle sein. Bei klassischen Nomadenteppichen wird das am besten verfügbare Material für
den gesamten Teppich verwendet – die gute alte Schafwolle.
Die Knüpfung per Hand beginnt mit dem Aufspannen von Kettenfäden auf einem Webstuhl. Dieser Webstuhl kann horizontal oder vertikal, stationär oder abbaubar sein. Nomadenvölker wie die Ghasghai –
aus dem Süden des Iran – verwenden horizontale Webstühle, die geeignet für den Gebrauch im Lebensstil der Nomaden sind. Die Webstühle haben den Nachteil, dass die Spannung ihrer Kettenfäden
nicht so hoch ist, wie die von professionellen, vertikalen Webstühlen, die in Manufakturen genutzt werden. Daher werden die Teppiche nicht so exakt wie solche stationärer Webstühle. Sind die
Kettenfäden aufgespannt, werden Schussreihen eingearbeitet. Diese beiden bilden das Gerüst des Teppichs. Im Folgenden werden Knoten aus verschiedensten Materialien – Baumwolle, Wolle, Seide,
Kamelhaar – um die Kettenfäden gewickelt. Anschließend wird die eingeknüpfte Knotenreihe mit einem Kamm und den Schussfäden fixiert, um das Gewebe zu verdichten. Der entstehende Flor gekürzt
und somit auf eine Länge gebracht. An den horizontalen Endes des Teppichs werden die überstehenden Enden der Kettenfäden befestigt. Diese bilden dann die markanten Fransen des Teppichs.
Häufig sind die Ränder der Perserteppiche mit einem Flachgewebe – welches gewebt, nicht geknüpft wird - umrahmt und begrenzt. Oder es werden die langen Seiten des Teppichs bzw. die dort
überstehenden Fäden befestigt und damit ein Rand gebildet.
© wikipedia.com / meinechterperser.de / naintrading.com
Gabbeh Teppich © pamono.ch
- Knüpfart
Man muss zwischen türkisch (oder symmetrisch, gordisch) und persisch (oder asymmetrisch, auch Sennehknoten genannt - nach der Stadt Senneh)geknüpften Teppichen unterscheiden. Beide Knüpfarten
kommen im Perserteppich vor. Der persische Knoten ist einfach geknüpft (nur jeder zweite Kettfaden wird ganz umschlungen), während der türkische doppelt geknüpft ist. Daneben gibt es noch
weitere Strukturkriterien: Die beiden zu einem Knoten gehörenden Kettfäden liegen in derselben Ebene (wie abgebildet), oder in zwei durch einen straff eingebrachten Schussfaden getrennten
Ebenen (geschichtet).
Beim persischen Knoten liegt dann der ganz umschlungene Kettfaden auf der Unterseite des Teppichs. Der Knoten nicht geschichteter Teppiche ist breiter.
Als Resultat wirkt das Muster des fertigen Teppichs eher gröber als im geschichteten Teppich. Die meisten im persischen Knoten geknüpften Teppiche sind geschichtet, Teppiche der Nomadenstämme eher
ungeschichtet. Durch den minimalen Platzverbrauch der geschichteten Knüpftechnik wirken solche Perserteppiche feiner als die ungeschichteten. Alte Teppiche aus dem Westen Persiens
(Täbris, Heriz, Bidschar, Senneh, Hamadan, Farahan) sind im türkischen Knoten geknüpft. Geschichtete Teppiche besitzen noch ein Strukturmerkmal, das zur Bestimmung der
Herkunft herangezogen werden kann, nämlich ob der Knoten nach links oder rechts offen ist.
© deacademic.com
Knüpfart des Persischen Teppich © deacademic.com
Berber
Berberteppiche wurden früher vor allem als Bodenbelag im Nomadenzelt gebraucht. Die dick geknüpften Teppiche aus reiner Schurwolle, sollten ein Tierfell möglichst gut ersetzen und boten Schutz
vor der Kälte der Nacht. Auch heute vermitteln Berberteppiche noch viel Wärme für ein behagliches Zuhause. Durch ihren rustikalen Charakter und die einfachen Designs eignen sie sich hervorragend
fürs moderne Wohnen und erfreuen sich fortwährend grosser Beliebtheit. Durch die wolkig weiche Oberfläche laden sie zum Barfusslaufen ein.
Als Berberteppich werden die meisten der in den Maghreb-Staaten Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen hergestellten einfarbigen oder mit traditionellen Motiven (z. B. Dreiecke, Rauten etc.)
geschmückten Teppiche bezeichnet. Ursprünglich waren es reine Webteppiche; Knüpftechniken kamen in den von Berbern bewohnten Regionen erst im 20. Jahrhundert auf. In Farben und Mustern gab
und gibt es regionale Unterschiede und Besonderheiten.
© teppichmarkt.ch
Heute kennen wir vorwiegend die geknüpften weichen Berber Teppiche, früher und eher Kunst Berber Teppich werden aber immer noch gewebt angeboten.
Berber Teppich © lamalve.com & fr.getmyip.com
Teppich Wissen
Abrasch
Abrasch ist eine Bezeichnung aus der Teppichindustrie und bezeichnet Farbunterschiede in einem Teppich. Wenn die Wolle zu Ende geht, und der nächste Knoten von einem neuen Knäuel oder einer neuen
Rolle geknüpft werden muss, dann kann dessen Farbton leicht abweichen. Dieses Problem stellte sich vor allem in früheren Zeiten, als ausschließlich mit Naturstoffen gefärbte Wolle verwendet wurde,
deren Farbintensität auch von der Art und Dauer der Lagerung abhängig war.
Allerdings ist ein schöner Abrasch oftmals auch ein Qualitätsmerkmal bei der nomadischen Textilherstellung. Er ist Zeugnis für Originalität und offeriert zugleich ein willkommendes, dekoratives
Schattenspiel der Farben. Bei mechanisch hergestellten Teppichen kann der Abrasch zur Täuschung des Abnehmers ebenfalls künstlich eingearbeitet sein, um diesen ein „echtes“ Aussehen zu verleihen.
© wikipedia.com
Flor
Oberste Schicht eines Teppichs, die aus kurzen oder längeren, senkrecht aus der Kette ragenden Wollfäden besteht. Sie machen Oberlächen und Muster des Teppichs aus. Es lohnt sich, deinen Nomadenteppich im Raum zu
drehen. Je nachdem, von welcher Seite das Licht auf den Flor fällt, wirkt ein Teppich völlig anders.
Fransen
An beiden Längsseiten bilden die Fransen die Abschlüsse der Kettfäden. Das Ausfransen wird verhindert, indem die Kettfäden verknotet oder mit einem starken Zwirn am Ende der letzten Knotenreihe
arretiert werden. Fransen dienen also nicht bloß der Optik eines Teppichs, sondern sind viel mehr für die Stabilität und die Festigkeit verantwortlich.